Buchbesprechung
„Wagenziehen mit Hunden“
von Doris Braun (Verlag Oertel+Spörer)

Edith Schebor:

In dem Vorwort der Autorin ist einiges geschrieben, dem man zustimmen kann. Doch ist zu bezweifeln, ob eine korrekte Recherche betreffend Hund, Zuggeschirr und Lenkvorrichtung tatsächlich vorgenommen wurde.

Das Kragengeschirr und die kurze Schergabel werden als das einzig Richtige empfohlen und andere Zugvorrichtungen werden irreführend kommentiert.

Deshalb soll gleich zu Beginn ganz genau das Kragengeschirr unter die Lupe genommen werden.

Das Kragengeschirr sollte das schwere Kummet ersetzen. Schon 1899 wurde ein Kummetähnliches Zuggeschirr von Dr. Georg Müller, Professor an der tierärztlichen Hochschule zu Dresden erwähnt. Im Laufe der Zeit haben sich einige Varianten in der Schweiz und Deutschland entwickelt, doch trotz großen Preisunterschiedes zum Kummet hat es sich nicht nennenswert durchgesetzt. Auf Grund fehlender formgebender Versteifung (in Österreich u. Deutschland mit Eisendraht und in den Niederlanden mit Holz) wölbt sich im Zug der Kragen auf und drückt die obere Kante in die Luftröhre, die untere Kante auf das Brustbein, zusätzlich drückt der Verbindungsgurt mit Schnalle dem Hund von oben auf die Halswirbel. Gut zu erkennen sind diese Mängel auf Seite 72. Zu erwähnen wäre noch, dass bei warmem Wetter bei wärmeempfindlichen Hunden der breite Kragen Probleme verursacht hat.

Das Hintergeschirr ist wohl das Schlimmste, was einem Hund mit Wagen angetan werden kann. Wie auch von der Autorin erwähnt wird ist der Hund kein Pferd und es gibt einige Unterschiede im Körperbau. Auf Seite 100 ist ein Hund zu sehen im Bergabfahren mit leerem Wagen, durch den Druck auf die Hinterhand von dem Hintergeschirr fällt der Hund in den Passgang. Wo bleibt die freie Beweglichkeit wie es in diesem Buch mehrmals betont wird. Ein einfacher freier Rückwärtsschritt ist mit dem Hintergeschirr unmöglich, wie es auf dem Bild von Seite 98 zu sehen ist, wo dem Hund der Oberschenkelkopf aus der Hüftgelenkspfanne gedrückt wird. Hier ist nochmals sehr deutlich zu betonen, dass der Hund nicht in allem wie ein Pferd angeschirrt werden kann.

Die Lenkvorrichtung: Landen, Doppeldeichsel, Schere, Gabel oder auch Schergabel genannt, wird zum Ausscheren, zum Lenken benötigt.

Der Hund hat eine weit größere Körperbeweglichkeit als Pferd und Ziege, das ist der Grund, dass die Schergabel über den Hund hinausragen soll, um Verletzungen an Schulter und Rippen zu vermeiden. Beim Anstoßen an feste Gegenstände, zum Beispiel in Engstellen an eine Mauer oder Zaunpflock, schützt die vorragende Schergabel den Hund und verhindert das Aufrollen vom Wagen auf den Hund. Voraussetzung ist eine korrekte Verbindung von der Schergabel mit dem Sattel. Die Schergabel darf am Sattel nicht in einer langen Schlinge lose baumelnd angebracht sein und dem Hund bei Unebenheiten gegen die Schuler schlagen. Irritiert von dem baumelnden Teil an seiner Seite schlüpft der Hund bei Richtungsänderung unter die Schergabel durch und es legt sich die Lenkung über den Rücken vom Hund (Tierquälerei). Auch bei den Pulkastangen ist es die gleiche Ursache (siehe Foto auf Seite 57 und 76), obwohl diese nicht über den Hund hinausragt und mit einem Bogen (keine Spitze) auf der Schulter endet. Die kurze Schergabel endet vor dem Schulterblatt, zu sehen auf Seite 38. Nicht unerwähnt sollte das Foto von Seite 66 bleiben wo dem Hund die Hinterhand nach hinten gezogen wurde um eine unbequeme Lage zu zeigen (Tierquälerei). Wie schon einmal angeführt, ist auch in der Lenkvorrichtung beim Hund anders vorzugehen als bei Ziegen oder einem Pferd im Sulky oder Gig.

 

Richtigstellung von den Angaben zu dem Pulmetgeschirr!

Das Pulmetgeschirr wurde mit allen praktischen, technischen und tierärztlichen Möglichkeiten an mehreren Hunden für die Dissertation von Frau Dr. Silke Habrock getestet und hat allen Anforderungen uneingeschränkt zum Wohle des Hundes entsprochen.

Nicht richtig sind die Angaben betreffend Brustgurt, dieser darf keinesfalls über das Brustbein ragen, sondern muss ca. 4 cm unter dem Brustbein sich für den Halsring teilen. Auch muss sich der Brustgurt nach den Ellenbogen für die Verbindung (Verbindungsgurt) am Sattel teilen. Der Sattel muss mindestens 5 cm breit sein und ist mittels Sattelsteg mit dem Halsring verbunden. Der Sattelgurt mit der Fixierungsschnalle für die Schergabel liegt knapp nach dem Schulterblatt. Einen Bauchgurt gibt es nicht. Mit dem Verbindungsgurt wird je nach Höhenlage von dem Ortscheid der gleichmäßige ungebrochene Zug von oben und unten am Halsring zu den Strängen eingestellt. Hiermit ist ein korrekter Sitz vom Halsring an der Schulter wie von einem Kummet, jedoch wesentlich leichter u. weich gegeben.

Egal welche Zugvorrichtung verwendet wird, muss jede dem zum Ziehen vorgesehenen Hund und Wagen angepasst werden, alles andere ist Pfusch und Scharlatanerie. Die Beschreibung in dem Kapitel Pulmetgeschirr ist haarsträubend und zeigt mit wie wenig Erfahrung und Kenntnis sich die Schreiberin an ihr Werk gemacht hat.

Foto mit Pulmetgeschirr und Erklärung zum korrekten Einspannen.
pulmetgeschirr

Kurz noch einiges zum Pulkageschirr: Wie schon die Bezeichnung aussagt ein Geschirr für die Pulka (Schlitten). Wagen und Schlitten haben unterschiedliches Fahrverhalten, daher kann der Schlitten auch ohne schrittausgleichendem Ortscheid gezogen werden. Selbstverständlich darf auch das Pulkageschirr bei korrektem Sitz nicht auf das Brustbein drücken und der Bauchgurt muss nach den Rippen liegen um die Atmung nicht zu behindern.

Eine arge Behinderung der Atmung sind die Packtaschen, der Hund ist kein Tragtier wie das Pferd. Bei Bergtouren oder längeren Wanderungen kam es schon zu Kreislaufkollaps, Atemnot und Liegenbleiben.